25 Dezember 2008

Wo...

...sind eigentlich alle?? Das Zwischennetz ist wie leergefegt, meine Kontaktliste bleibt komplett grau, Freunde gehen nicht ans Telefon und sogar der gruselige alte Mann, der mich immer um Zigaretten anschnorrt, schlürt nicht mehr vor dem Hotel auf der Straße herum. Überhaupt, die Straße! Man kann sie sehen! Der Stutti, sonst zugeparkt bis unters nicht vorhandene Dach, zeigt das irgendwie erschütternde Bild freien Parkraumes... Wenn man aus dem Bahnhof stolpert, fragt man sich unwillkürlich: "Was hier denn los??"

Doch meine werten Mitmenschen lassen mich mit ihrem penetranten Frohes-Fest-Gewünsche nicht lange im Unklaren, ach so, es ist ja Weihnachten. Feldfoschergemäß angepasst an meine Umgebung wünsche ich artig Frohsinn und gutes Rutschvermögen zurück und frage mich innerlich, was dran ist an diesem Event am Jahresende, dass es das ganze Land verändert... Es teilentvölkert ganze Großstädte, weil all die toughen Karrieremenschen brav zu Mami aufs Land fahren zur Bescherung und zum Bauch vollschlagen. Leute, die mir sonst das ganze Jahr über predigen, dass Gott ja wohl sowas von nietzsche-mäßig tot sei, eilen an mir vorbei zur Christmette. Alle haben sich lieb, oder sie tun zumindest so. Ich kann mir nicht helfen, irgendwie erscheint mir das dann doch dezent paradox.

Warum macht man an Weihnachten Dinge, die man das ganze Jahr über nicht tut? Oder andersherum gefragt, warum tut man die Dinge, die man vorgibt, an Weihnachten ach so gern zu machen, nicht auch mal irgendwann anders - einfach so? Oma besuchen, mit dem Onkel einen Spaziergang machen, mit den Neffen spielen, bei Muttern zum Sonntagsbraten erscheinen, wo sie doch am Telefon schon immer so sehnsuchtsvoll fragt... Der kollektive Ausbruch von Familiensinn zu Weihnachten ist mir unheimlich. Wer einen kalendarischen Anlass braucht, um nett zur Blutsverwandtschaft zu sein, der kann sich den ganzen Schmus eigentlich auch gleich sparen. Drei Tage Frohsinn und Harmonie heucheln, auch wenn mir gar nicht danach ist - das wäre mir persönlich schlicht zu anstrengend. Also hab ich einfach alle gern, die mir irgendwie nahestehen: Freunde, Verwandte, Kollegen. Und zwar immer, nicht nur, wenn der Jahreslauf es vorgibt.

Frohes Fest allerseits! (ohne jede Ironie gesprochen :-) )

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Für deine Texte könnte ich Dich manchmal einfach nur knutschen. Ein wirklich sehr schöner Text und wenn ich könnte würde ich Ihn unterschreiben. Ich weiß zwar nicht wie es am Stutti aussieht, aber Oldenburg war heute nachmittag genau so tod.

Gruss Matti

Anonym hat gesagt…

Matti hat ganz Recht. :-)