02 November 2008

Nebel...

...ist Zuckerwatte für die Seele. Alles ist leiser, friedlicher, erträglicher. Da man nur 20 Meter Sicht hat, werden auch altbekannte Wege wieder spannend, weil man sie mal mit anderen Augen sieht. Gedämpfter - und zugleich schärfer im Detail. Wenn es hier im feuchtkalten Mittel-bis-gefühlt-Nord-Europa überhaupt noch etwas irgendwie Magisches gibt, dann ist es eine Landschaft, in der sich ein Rudel Wolken verlaufen zu haben scheint.

Alles Grässliche verschwindet in ihnen, die doofe Zivilisation hält endlich mal ihre große Fresse und schweigt beklommen vor sich hin im Angesicht der sanften, überwältigenden Macht der Naturgewalt. Ich möchte bei diesem Wetter weder ein Auto noch ein Schiff steuern müssen, aber spazieren gehen könnte ich stundenlang, im Nebel bietet selbst der triste märkische Nutzwald kleine Wunder dar. Das selbstvergessen sich zankende Eichelhäherpaar - der Buntspecht, der wütend auf eine Kiefer eindrischt, um dieser sein Frühstück zu entlocken - der Schwarm Spatzen, der mich, den Eindringling, neugierig begleitet - die schimpfenden Kohlmeisen, die ich allenthalben aufscheuche...

Ja, manchmal finde selbst ich das Leben irgendwie schön.

Doch wie alles Gute und Schöne hat auch dies hier ein Ende, schon lichtet sich die weiße Zartheit und gibt den Blick wieder frei auf das bisher so gnädig verhüllte Elend der Welt, auf ihre Menschen, ihren Lärm. Da gehen wir doch lieber schnell nach Hause und schlagen ein weiteres Mal der ganzen Scheiße einfach die Tür vor der Nase zu.

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